Unser Kamerad Maximilian Scheucher weilt nun schon seit Dezember 2015 in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Er hat sich dem Projekt „Al Ain“ angeschlossen und arbeitet als Gruppenführer für die „Emirates Fire und Rescue Company.“ Aus diesem Anlass haben wir Max Scheucher zum Interview gebeten.
Georg: Lieber Max, die Kameraden unserer Feuerwehr haben sich schon öfters gefragt, wie es dir eigentlich geht? Hast du dich in den Emiraten schon gut eingelebt? Haben dich die Kameraden der „Emirates Fire und Rescue Company“ bereits gut aufgenommen?
Max: Zuerst danke ich dir, Georg, für das Interview. Prinzipiell geht es mir ganz gut, obwohl die jetzt schon steigenden Temperaturen mir etwas zu schaffen machen. Von den hiesigen Kollegen wurde ich sehr herzlich empfangen und aufgenommen. Da bekanntlich aller Anfang schwer ist wurde mir von den Kollegen sehr geholfen um alle bürokratischen und organisatorischen Hürden zu meistern.
Georg: Wie bist du auf dieses Projekt „Al Ain“ gestoßen?
Max: Als meine Bewerbung angenommen wurde, hatte ich sehr bald das Vergnügen mit meinem Teamhead zu skypen, welcher mich sehr gut auf das bevor stehende Prozedere vorbereitete. Dabei wurde mir erläutert, dass ich nach Al Ain komme.
Georg: Was ist dieses Projekt? Welche Aufgabe hast du dabei?
Max: Al Ain ist eine Stadt im Emirat Abu Dhabi an der Grenze zum Oman und hat mehr als 500.000 Einwohner. Das Projekt Al Ain setzt sich aus zwei Feuerwachen der Quick Intervention Unit (Schnelle-Eingreif-Truppe), welcher der Polizei des Emirates Abu Dhabi zugeordnet ist (AD Police), sowie einem Einsatzleitdienst, welcher Civil Defence (Berufsfeuerwehr Al Ain) zugeordnet ist, zusammen. Hauptaufgabe der Quick Intervention Unit besteht darin, die Civil Defence hinsichtlich Personal und Equipment sowie europäischer Expertise zu unterstützen. Weiterhin haben die beiden Feuerwachen der Quick Intervention Unit jeweils eigene Ausrückebereiche und arbeiten dort eigenständig. Im Projekt Al Ain versehen 85 Mitarbeiter ihren Dienst auf den Feuerwachen. Das Führungspersonal besteht hauptsächlich aus europäischen Feuerwehrleuten. Die „Firefighter“, sprich die Mannschaft besteht aus Türkischen, Jordanischen und Emiratischen Feuerwehrleuten. Ziel dieses Projektes ist es, in den Emiraten ein umfassendes Feuerwehrsystem nach deutschem Vorbild zu etablieren. Ich bin auf der Feuerwache Zakher (QIU Zakher) als Assistant Supervisor (Gruppenführer) eingesetzt und stehe meinen Supervisor (Zugführer) bei der Führung von 10 Feuerwehrleuten zur Seite. Ich nehme auch aktiv an Ausbildungen und Einsätzen teil. Hauptaufgabe des Assistant Supervisors ist die Führung Einsatzkräfte unter Atemschutz oder das direkte Arbeiten an der Schadenstelle (Technische Hilfe oder Gefahrstoffeinsatz) um effektive und zielgerichtete Maßnahmen sicherzustellen.
Georg: Was unterscheidet die Feuerwehr in den VAE mit einer österreichischen Feuerwehr?
Max: Der größte Unterschied ist wohl, dass es keine Freiwilligen Feuerwehren gibt, sondern nur hauptberufliche Feuerwehrleute. Somit herrscht bei Großschadenereignissen oft Personalknappheit. Weiterhin stellt das Zusammenspiel der unterschiedlichen Kulturen einen herausfordernden, aber auch einen sehr interessanten Umstand dar. Darüber hinaus arbeiten wir in Österreich meist mit dem Wasser, was wir vor Ort vorfinden. Hier müssen wir uns das Wasser, welches wir benötigen selbst mitnehmen. Ein leistungsfähiges Hydrantensystem oder offene Gewässer, stellen hier eher die Seltenheit dar. Somit haben wir größer dimensionierte Fahrzeuge. Auf der Feuerwache Zakher befinden sich im Löschzug ein TLF mit 7000L bzw. 14000L Wasser.
Georg: Wie sehr hat dir die Ausbildung in der Feuerwehr Feldkirchen geholfen um in den Emiraten richtig durchzustarten?
Max: Vor allem die gründliche Atemschutzausbildung, welche in Feldkirchen einen großen Stellenwert hat. Zudem hat es mir sehr geholfen, dass mir große Spielräume geschaffen wurden um Trainings zu machen und selbst Übungen abzuhalten.
Georg: Was kann die Feuerwehr Feldkirchen von der arabischen Feuerwehr lernen und was kann die Quick Intervention Unit von uns lernen?
Max: Grundsätzlich finde ich es toll, dass es in meinem Arbeitsumfeld diverse Nationalitäten gibt (z.B. mein Zugführer ist US-Amerikaner, Arbeitskollegen sind Deutsche und Rumänen). Da jedes Land ein etwas anderes Feuerwehrsystem hat, durchbricht man auch Strukturen und man kann sich Ideen oder unterschiedliche Lösungsansätze für Szenarien mitnehmen. Diese Vielfalt und Innovationsfreude ist eine ganz große Stärke. Grundvoraussetzung für meine Tätigkeit hier ist allerdings eine kulturelle Offenheit, da viele Bräuche und Gegebenheiten oftmals nicht mit den europäischen Vorstellungen übereinstimmen. Andererseits ist das Bewusstsein für vorbeugenden Brandschutz oder Unfallverhütung weniger ausgeprägt als in Österreich. Da können schnell mal sehr brenzlige Situationen auftreten. Weiters fehlen den emiratischen Einsatzkräften oft die Organisationsstrukturen und auch die nötigen Ausbildungen. Das ist aber dem Umstand geschuldet, dass diese Strukturen noch sehr jung sind und im Gegensatz zu uns nicht über Jahrzehnte gewachsen sind.
Georg: Gibt es Ausrüstungen und Geräte die du auch gerne bei der Feuerwehr Feldkirchen hättest?
Max: Ehrlicherweise habe ich gerade meine Liebe zum Halligan-Tool entdeckt, welches eigentlich aus den USA kommt, aber auch bei uns schon erfolgreich eingesetzt wird. Durch die vermehrte Anwendung fällt mir die Vielseitigkeit auf und würde es auch gerne in Österreich bei Einsätzen sehen.
Georg: Wie sieht dein Tagesablauf aus? Übungen? Lehrsäle?
Max: Zuerst arbeiten wir für gewöhnlich 48 Stunden Schichten und haben danach 4 Tage frei. Dienstübernahme ist um 07.00, wo Anwesenheit überprüft wird und im Anschluss die Fahrzeuge und Geräte übernommen werden. Danach können wir uns um Angelegenheiten der Mannschaft kümmern und kleinere Reparaturen durchführen. Um 10.00 beginnt das Training, welches je nach Thema 1-2 Stunden dauert. Um 12.00 können wir Mittag essen und bis 14.30 ist die Tagschicht da. Danach ist eigentlich Bereitschaftszeit, was aber nicht heißt, dass in dieser Zeit nicht auch gearbeitet wird. Am 2. Tag wiederholt sich dieser Rhythmus.
Georg: Kannst du uns was von deinen Einsätzen in den VAE erzählen?
Max: Einer meiner ersten Einsätze war eine gestürzte Person aus den umliegenden Bergen zu suchen und zu retten. Erschwerend kam hinzu, dass die Person dort angeblich schon längere Zeit vermisst war, das Gelände sehr steil war und die Dämmerung bereits einsetzte. Dabei bestand meine Aufgabe darin die Person zu suchen, medizinische Erstversorgung zu leisten, die Einsatzstelle etwas auszuleuchten, den Hubschrauber einzuweisen und zusammen mit der Crew den Patienten mithilfe der Winde in den Hubschrauber zu befördern.
Georg: In welchen Bereichen musst du die Kameraden der Schnelleingreiftruppe ausbilden?
Max: Die Ausbildung auf den beiden Feuerwachen richtet sich an einem Ausbildungsplan, der jährlich erstellt wird und alle Bereichen der deutschen Feuerwehrdienstvorschriften abdeckt. Dabei werden mir die genauen Unterlagen von der hiesigen Academy zur Verfügung gestellt und wir üben mit unseren Leuten diese theoretischen und praktischen Teile. Dabei kommt auch die Kameradschaftlichkeit nicht zu kurz, welche ich ihnen auch näher bringen möchte um die Truppe zusammenzuschweißen. Besonders gut hat mir auch die Heißausbildung mit dem Grundausbildungslehrgang gefallen (siehe Foto), wo ich mit meinem Teamhead die Ausbildung im Brandcontainer unterstützen durfte. Das war auch eines meiner Ausbildungshighlights.
Georg: Wie lange planst du, in den VAE zu bleiben?
Max: Zurzeit plane ich 2 Jahre hier zu bleiben. Jedoch sehe ich schon nach ein paar Monaten, dass ich mir eine Verlängerung durchaus vorstellen kann.
Georg: Lieber Max, ich danke dir, dass du dir für dieses Interview Zeit genommen hast. Ich wünsche dir noch viel Spaß und viel Erfolg bei deiner Ausbildung in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Hoffe natürlich auch, dass du bald wieder gesund aus den Emiraten zurückkommst und viele tolle Geschichten mit nach Hause bringst. Natürlich auch, dass du uns auch Einiges gelehrtes beibringen kannst. Schöne Grüße von den Kameraden der FF Feldkirchen.
Dieses Interview wurde zwischen OLM Georg Sprengseis (Öffentlichkeitsarbeit) und BM Maximilian Scheucher via Email geführt.
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